Ziele und Umsetzung

Welche Rolle übernehmen wir, die Tagesmütter, bei der Bildung der Kinder?

Unser Ziel ist es, die „Selbstbildung“ der Kinder begleitend zu unterstützen. Dies bedeutet im Besonderen, die jedem Kind eigene Form der Umweltaneignung kennenzulernen und weiterzuführen, herauszufinden, welche Themen es gerade beschäftigt und darauf einzugehen. Im Vordergrund steht hierbei die Schaffung von angemessenen Lernumgebungen und Lernsituationen. Die Erforschung und Erkundung der Welt geschieht zum einen in Form des freien Spielens, zum anderen durch themenspezifische Unternehmungen bzw. Projekte. Konkret lässt sich dies umsetzen z. B. durch das Bereitstellen verschiedenster Materialien aus Natur und Umwelt mit denen Kreativität und Fantasie angeregt werden. Hierbei lassen sich zudem alltägliche Gegenstände einbeziehen, die auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Oft sind es die einfachen Dinge, die von den Kindern mit Faszination und viel Kreativität zu Spielobjekten gemacht werden. Steine, Stöcke oder leere Schneckenhäuser werden zu wertvollen Kleinoden. Hier gilt es, den Kindern Freiräume zu lassen, in denen sie selbst oder mit anderen Kindern ihrer Fantasie freien Lauf lassen können.

Um diese Spielräume schaffen zu können, ist das Einhalten von Regeln eine Grundvoraussetzung, vor allem innerhalb von Projekten oder themenspezifischen Unternehmungen. Hierbei lernen die Kinder den Umgang mit Regeln und deren Bedeutung für das Zusammenleben auch außerhalb der Familie. Ein geregelter Tagesablauf mit immer wiederkehrenden Ritualen hilft den Kindern darüber hinaus sich zu orientieren, Halt zu finden und vermittelt dadurch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. 

Des Weiteren legen wir Wert auf eine möglichst ganzheitliche Bildung in zweierlei Hinsicht. Einerseits ist damit die Aneignung mit allen Sinnen gemeint. Dinge können gesehen, gerochen, geschmeckt, berührt und gehört werden. Eindrücke, die auf diese Weise erlebt wurden, bilden eher verbleibende Verknüpfungen im Gehirn. Andererseits können Dinge von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet werden. Hier können die unterschiedlichen familiären und kulturellen Hintergründe der Kinder zu einem offenen und toleranten Umgang miteinander beitragen. Unterschiede werden akzeptiert und als Bereicherung wahrgenommen. Ganzheitliche Bildung meint letztlich die Beschäftigung mit einem bestimmten Thema oder Gegenstand unter verschiedenen Gesichtspunkten. Eine Gabel oder ein Löffel kann dabei zu einem sehr vielseitigen Lernobjekt werden. Welche Form haben sie und wie fühlen sie sich an? Warum sehen sie so aus? Habe ich sowas zuhause auch? Was kann man damit noch machen? Anhand einfacher Dinge kann hier kreatives und ästhetisches sowie naturwissenschaftliches und kommunikatives Denken gefördert werden.

Wichtig ist uns zudem, den Kindern auch mal etwas zuzutrauen. Nichts ist schöner, als am Ende des Tages stolz darauf zu sein, was man geschaffen hat. So haben sie auch am nächsten Tag wieder die Motivation, Neues zu entdecken und zu erschaffen. Die Beteiligung der Kinder an der Gestaltung des Alltags steigert zudem deren Verantwortungs- und Selbstwertgefühl. Um die Kinder trotzdem nicht zu überfordern, ist eine genaue Beobachtung von Seiten der Betreuungsperson wichtig, um jedes Kind seinem Entwicklungsstand gemäß fördern zu können.

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